Ein BH für die Prothese "Lilly"

by Zippora Marti |

Gabi hat im letzten Jahr ihre rechte Brust durch Brustkrebs verloren. Falls es dich interessiert, wie sie mit dieser Veränderung umgegangen ist und wie wir sie  auf ihrem Weg zu einem passenden Prothesen-Bralette unterstützen konnten, dann lies unbedingt diesen Blogpost! Falls dich jedoch Themen wie Krebs und Amputation triggern, hüpf besser weiter zum nächsten Artikel oder lies den Artikel in Begleitung.

"Im letzten Frühjahr habe ich die Diagnose «invasiver Brustkrebs» erhalten. Diese Diagnose kam für mich nicht aus heiterem Himmel, ich hatte damit gerechnet. In der ersten Zeit nach der Diagnose war ich damit beschäftigt, für mich stimmige Entscheidungen zu treffen. Durch Gespräche mit meiner Ärztin und durch eigene Recherchen wurde mir klar, dass die Entfernung der Brust für mich persönlich der beste Weg ist. Ich fühlte mich in dieser Zeit etwas wie ein Roboter, der funktionierte. Das Realisieren der Diagnose und die Gefühle dahinter kamen erst sehr viel später. Am Abend vor der Operation hat meine Schwester auf meinen Wunsch hin die letzten Fotos von meinem unversehrten Körper gemacht. In der Nacht vor der Operation habe ich immer wieder meine Hand auf die rechte Brust gelegt, um sie nochmals zu fühlen, ich liebte meine für mich perfekte Brust. Am Morgen vor der Operation habe ich sehr viel geweint, was für mich eine wertvolle Erfahrung war. So konnte sich die riesige innere Anspannung lösen. Ich wusste: Das ist mein Weg ins Leben und wenn ich mich nicht operieren lasse, dann sterbe ich.

 

Gipsabdruck von Gabis Oberkörper nach der Operation.

 

Am Abend nach der Operation durfte ich mit meiner Ärztin zusammen im Spiegel zum ersten Mal die lange Naht betrachten. Ich fand, dass sie es wirklich schön operiert hat. Ein kleines Dekolleté konnte sie stehen lassen, da der Tumor auf der anderen Seite der Brust war. Im Spital habe ich meinen neuen Körper immer wieder im Spiegel betrachtet. Habe meine Hand auf die fehlende Brust gelegt, um zu spüren, wie sich mein neuer Körper anfühlt. Nach einigen Tagen habe ich von einer Fachperson eine mit Watte gefüllte Stoffprothese erhalten. Diese konnte ich in eine Tasche in meinen Kompressions-BH stecken, darüber waren auf beiden Seiten Pads. So hat man von aussen keinen Unterschied gesehen. Die meiste Zeit lag die Stoffprothese im Nachttisch, ich wollte mich mit meinem neuen Körperbild auseinandersetzen können. Für Spaziergänge außerhalb des Zimmers, in der Öffentlichkeit, war ich aber froh darum.

Über den Verlust der Brust habe ich erst zu Hause getrauert, sechs Tage nach der Operation, meine Schwester war bei mir.

Acht Wochen später hätte ich eine Silikonprothese im Sanitätsfachgeschäft anpassen lassen können. Für mich war das zu früh. Ich fühlte mich mit der Stoffprothese wohl.

Irgendwann im Herbst fühlte es sich für mich stimmig an, ich ging freudig ins Sanitätsgeschäft, um einen schönen BH und die Silikonprothese zu holen. Da merkte ich zum ersten Mal, dass es sehr schwierig werden würde, einen passenden BH zu finden, da ich auf viele Materialien wie Gummi und Nickel allergisch reagiere.

Es folgten mehrere Reisen in unterschiedliche Sanitätsgeschäfte. Einige BHs kaufte ich, aber letztlich musste ich unter dem BH immer ein Baumwollshirt tragen, um die Haut vor allergischen Reaktionen zu schützen.

Durch eine liebe Bekannte bin ich auf «thoughts of september» aufmerksam geworden. Ich habe mit Zippora telefoniert. Es wurde klar, erst musste ich die passende Silikonprothese finden, um das Bralette der Prothese anpassen zu können. Kurz vor Weihnachten hatte ich dies mit viel Eigeninitiative endlich geschafft! Ich fand eine Silikonprothese, die von vorne und von der Seite meiner verlorenen Brust sehr ähnlich war. Das war der Moment, in dem ich mich endlich wiederhergestellt fühlte! Der Prothese gab ich den Namen «Lilli», um mich mit ihr anfreunden zu können. Das hat mir in der ersten Zeit sehr geholfen, sie als neuen Teil in meinem Leben annehmen zu können.

 

 

Kurze Zeit später bin ich zum ersten Mal zu Zippora nach Kriens gefahren. Ich durfte einige Bralettes probieren, steckte die Silikonprothese hinein. Schnell wurde klar, es musste ein Modell ohne Spitzen sein, wegen meiner Allergien. Emma schien perfekt. Ich habe eine Emma zur Testung der Materialien mit nach Hause genommen. Als das funktionierte, konnte ich die Bestellung entsprechend aufgeben.

 

  

Einige Zeit später habe ich mein Prothesenbralette per Post erhalten. Ich war begeistert und bin es noch immer! Die Verarbeitung ist wunderschön, der Tencelstoff perfekt! Er leitet die Feuchtigkeit ab, was ein Segen ist. Ich kann das Bralette 60 Grad waschen, was mir wichtig ist. Noch immer massiere ich die Narbe täglich mit Öl oder Salbe, damit sie beweglich bleibt. Davon bleiben Rückstände auf dem Stoff zurück. Die Träger hat Zippora mit Stoff eingefasst, hat sie noch etwas zur Mitte hin verschoben, damit es mehr Halt gibt für die Prothese. Das Bralette hat vier Lagen Stoff, zwei über der Prothese und zwei darunter. Tolle Taschen auf beiden Seiten. Wir sind noch daran, einige kleine Anpassungen zu machen.

 

 

In der Zeit, als ich nach der passenden Silikonprothese gesucht habe, gab mir das Wissen um thoughts of september unheimlich viel Zuversicht, dass es auch für mich irgendwann einen passenden Prothesen-BH geben wird. Herzlichen Dank, Zippora, für Deine liebevolle und einfühlsame Begleitung auf diesem Weg. Für die Ausdauer, für mich ein passendes Bralette zu kreieren! Du und dein Team habt mich reich beschenkt und tut es noch immer!

 

 

Eine Brust zu verlieren ist nicht einfach. Es braucht Zeit, viel Zeit und Geduld, einen Weg zu finden, habe ich gemerkt. Auch die Diagnose zu verarbeiten braucht viel Kraft und viel Zeit. Die Zeit heilt die Narben am Körper, heilt den Verlust in der Seele. Trotzdem ist und bleibt mein Körper verändert. Schöne Unterwäsche und eine passende Prothese zu finden, sie tragen zu können, mich wohl darin zu fühlen, ohne dass von aussen etwas von meinem veränderten Körper sichtbar ist, das ist unheimlich wertvoll, ein grosses Geschenk! Zu Hause für mich bin ich auch sehr wohl ohne Prothese, ich bin daran, mich so anzunehmen, wie ich jetzt bin. Die rechte Seite meines Oberkörpers sieht etwas männlicher aus seit der Operation. In der Zwischenzeit bin ich zur Überzeugung gelangt, dass die fehlende Brust meiner Weiblichkeit aber keinen Abbruch getan hat. Ich bin noch immer ich, trotz allem!"

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Gabi, danke dir für deine Ehrlichkeit, deine Offenheit und deine Worte!

Es ist uns eine Ehre, an deiner Reise teilhaben zu dürfen. Wir wünschen dir und allen Menschen in einer ähnlichen Situation nur das Beste.

 

Brust-Check Postkarte für die Awareness von Brustkrebs

 

Um Krebs allenfalls rechtzeitig erkennen zu können, empfehlen wir dir, regelmässig deine Brust selber abzutasten und sie zusätzlich von der Frauenärztin untersuchen zu lassen.

Du weisst nicht, wie du die Brust selber abtasten kannst? Dafür haben wir in Zusammenarbeit mit Sandra Staub einen Flyer erstellt, den wir bei jeder Bestellung dazulegen. Um dich selber regelmässig daran zu erinnern und zusätzlich unsere Arbeit zu unterstützen, kannst du also bei uns Lingerie oder direkt das Poster zum Flyer bestellen!

Die Anleitung findest du ausserdem in diesem Blogpost: Brust-Check.

Und hier findest du weitere Informationen über Einzelanfertigungen, die wir für jede Situation u gerne anbieten.

Alles Liebe für dich,

Zippora & Team

 

 

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